Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Frau Pfarrerin Bohn,
dieser Volkstrauertag ist anders als bisher gewohnt.
In der Regel haben sich hier am Volkstrauertag zahlreiche Menschen versammelt.
Heute sind wir noch nicht einmal eine Hand voll.
Heute – am 15. November 2020 in Zeiten von Corona – ist vieles ganz anders.
Darum möchte ich den Fokus meiner Rede nicht auf die Vergangenheit richten, auf die ehrende Erinnerung an Kriegsopfer, an Vertriebene, an Flüchtlinge der beiden großen Weltkriege.
Heute – in Zeiten von Corona – möchte ich den Fokus auf das Hier und jetzt lenken.
Sie, ich, wir alle – alle Menschen weltweit – sind derzeit von der größten Pandemie der jüngsten Geschichte betroffen.
Wir alle sind in vielerlei Hinsicht verunsichert und verängstigt.
Wir sorgen uns um die Gesundheit unsere Lieben, um unsere eigene Gesundheit.
Viele sorgen sich um ihren Arbeitsplatz, ihr Einkommen, ihr gesamte Existenz.
Viele sorgen sich um nicht nur um die biologische Gesundheit ihrer Angehörigen, sondern auch um die psychische Gesundheit.
Wir sind konfrontiert mit notwendiger sozialer Distanz neudeutsch „social distancing“, um die Verbreitung des Virus zu stoppen oder zu verlangsamen.
Dadurch kommt es aber auch zu vermehrter Vereinsamung, gerade der Menschen, die schon alt und gebrechlich oder psychisch angeschlagen sind.
Aber auch eigentlich junge, gesunde Menschen und Familienverbände sind in vielerlei Hinsicht in Mitleidenschaft gezogen und oft am Rande der Leistungs- und Leidensfähigkeit.
Nach dem Lockdown im Frühjahr und dem langsamen Wiederhochfahren von gesellschaftlichen Aktivitäten und der Wirtschaft hatten viele von uns gehofft, dass die Pandemie vorbei sein könnte.
Gehofft ja, aber es war auch leider sehr wahrscheinlich, dass sich mit dem Beginn der kalten Jahreszeit die Lage wieder verschlechtern würde.
Dass es allerdings so rapide wieder schlimmer werden würde, dass die Infektionszahlen so stark steigen würden, damit hatten viele von uns nicht gerechnet.
Kürzlich wurde ein neuer Teil-Lockdown notwendig, seitens der Politik verordnet und vollzogen.
Um die Pandemie einzudämmen ist dies sicherlich erforderlich und sinnvoll.
Gleichzeitig verschärft dies aber wieder die Existenzkrise im Bereich der Restaurants, Hotels und Kulturtreibenden.
Schwierig sind hier die Entscheidungen, was richtig, zielführend und maßvoll ist.
Ich erlebe aber mit, dass sich die politisch Verantwortlichen im Bund, Land und der Kommune vor Ort sehr verantwortungsvoll verhalten und nach besten Lösungen suchen und Risiken und Schäden gegeneinander abwägen und auch mit zahlreichen Hilfsprogrammen finanziell helfen wollen und können.
Hier gilt die Devise zusammenhalten und durchhalten.
Erschreckend und verantwortungslos finde ich hingegen das Verhalten derjenigen, die ohne Abstand zu halten, ohne Mund-Nasen-Schutz und Rücksicht auf andere mit Verschwörungstheorien noch mehr Angst, Hass und Aggression schüren wollen.
Heute am Volkstrauertag will ich die Bezeichnung Volks-Trauer-Tag noch in einer anderen Weise unter die Lupe nehmen.
Und zwar in dem Sinne, dass wir alle, dass die Bevölkerung in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt von dieser schrecklichen Pandemie betroffen ist,
dass wir alle auch eine Art Trauer in uns tragen,
eine Trauer um verpasste Möglichkeiten, eine Trauer, weil wir unsere Lieben nicht sehen und treffen können, eine Trauer wegen finanzieller und existentieller Nöte,
dass wir uns aber alle darauf besinnen sollen, dass wir nur gemeinsam, im Miteinander und Füreinander, mit Vorsicht, Abstand, Rücksicht und gegenseitigem Schutz und gegenseitiger Unterstützung durch diese Krise kommen können und werden.
Lassen Sie uns also gemeinsam darauf achten, was jeder von uns beitragen kann, damit wir alle gesund, heil und gut durch diese Krise kommen.
Passen Sie auf sich und Ihre Lieben auf und bleiben Sie bitte gesund.
Als Ortsvorsteherin von Mittelbuchen und in Vertretung der Stadt Hanau lege ich nun gemeinsam mit Pfrin. Bohn einen Kranz zur Erinnerung an die Gefallenen der Kriege, aber auch an die durch oder mit Corona Verstorbenen oder Geschädigten am Denkmal nieder, dies freilich verbunden mit der Aufforderung zur Achtsamkeit an uns alle.
Ortsvorsteherin Mittelbuchen Caroline Geier-Roth
Foto: Pfarrerin Stefanie Bohn und Ortsvorsteherin Caroline Geier-Roth